FIM 250ccm Youth Gold Trophy Longtrack Finale
und Langbahn GP 3 in Vechta,
11./12.09.2015

Wie Phoenix aus der Asche

Mads Hansen – ein Name, den man sich merken sollte. Das Besondere? Der 15-Jährige sorgte beim 250ccm FIM Youth Gold Trophy Finale in Vechta für das Abspielen der Dänischen Nationalhymne auf einer Langbahn. Voraus gegangen waren natürlich die 16 Vorläufe, 2 Semis und das Finale bei dieser WM. Allerdings saß Hansen das allererste Mal auf der Langbahn Maschine – das 2.Mal überhaupt erst auf einer 250er. Entdeckt wurde er von Matthias Kröger, der ihn natürlich auch motorentechnisch unterstützte. Im Training sah es alles andere als nach diesem Erfolg aus, und auch die Wertungsläufe begannen eher schleppend. Am Ende stand er im Finale der Top 5 und konnte in einem mehr als spannenden Finale den bis dahin ungeschlagenen Geatan Stella die einzige Niederlage des Tages beibringen.

Der junge Franzose – Neffe von Rennleiter Thierry und Enkel von Jurypräsidenten Christian Bouin – beherrschte die Konkurrenz bis zur Semirunde nach Belieben. Schon im Training fuhr er die Bestzeit von 85,66 Km/h. Einzig im Finale fand er in Hansen seinen Meister. Über Silber freute er sich allerdings immer noch sehr.

„Kämpfen bis zum Umfallen“

… war das Motto von Niels Oliver Wessel. „Wenn meine Starts besser gewesen wären, hätte ich mir das Leben viel leichter machen können“ sagte der frisch gebackene Bronzemedaillen-Gewinner, der u.a. auch von Peppi Rudolph betreut und unterstützt wurde. Immer wieder musste er sich seine Punkte von hinten kommend erkämpfen. Nach 4 Vorläufen wurde er hinter Stella mit 2 Punkten unter Maximum als Vorlaufzweiter geführt. Der 3. Platz in Semi 2 berechtigte zum Finale, das am Ende von Igor Kopec-Sobczynski und Dave Meijerink komplettiert wurde. 5 Fahrer aus 5 Nationen kämpften im letzten Lauf dieser Klasse um die WM Krone.

Während Stella und Hansen um die Führung kämpften, war das Finale für Wessel in der 1. Ecke schon fast gegessen. Ein Quersteller auf Rang 3 ließ einem den Atem stocken. Während der Pole zunächst die Chance auf Rang 3 nutzte, bekam Wessel sein Aggregat wieder unter Kontrolle – auch Dank der super Reaktion von Meijerink, der ebenfalls quer stellte, um nicht mit Wessel zu kollidieren. Fighter Wessel setzte nach dieser Aktion wieder alles daran, sich Rang 3 zurück zu erobern. Und es gelang ihm unter dem Jubel seines Teams, Deutschen Fahrerkollegen und Fans. Wow – allein für seinen Kampfgeist an diesem Tag hat der Deutsche Meister der 250er Klasse einen Pokal verdient.

Des einen Freud, des anderen Leid

Ausgerechnet an seinem 16. Geburtstag – ausgerechnet auf seiner Heimbahn – ausgerechnet vor seinen Klassenkameraden und Freunden versagte die Technik bei Lukas Fienhage. Der große Favorit auf den Titel erlebte wohl die größte sportliche Enttäuschung seiner bisher so erfolgreichen Karriere. Nach 2 klaren Laufsiegen erreichte er in Durchgang 3 und 4 das Ziel nicht mehr. Es langte zwar noch für den Einzug in die Semirunde, doch auch hier musste er sich der Technik geschlagen geben. Nie war ein Rennausgang für ihn schmerzlicher als an diesem Tag. Mit Rang 10 war er aber immer noch zweitbester DMSB Pilot.

Die weiteren Deutschen Plätze

Darrel de Vries und Fabian Wachs beendeten diese WM auf den Rängen 12 und 13. De Vries stürzte in seinem Auftaktheat spektakulär, bekam aber nach einem ärztlichen Check die Freigabe für seine weiteren Läufe. Fabian Wachs, der sich mittlerweile sehr viel wohler auf der 500ccm Maschine fühlt, machte das Beste aus der Situation. Die einzige Amazone Celina Liebmann gestand, dass es eine Nummer zu hoch war und gab ihren letzten Lauf an Reservist Fabien Neid ab, der allerdings in der Startkurve ausfiel.

Es fiel auf:

In wie weit sich der Nachwuchs in der Rennszene schon etabliert hat, beweist auch die Tatsache, dass große ehemalige und auch noch aktive Fahrernamen sich den Teenagern widmen. Neben Matten Kröger und Peppi Rudolph nahmen sich auch Robert Barth, Benny Hegener, Jim Groen, Gary Southgate, Theo Pijper, Richard Hall und vor allem Pavel Ondrasik als FIM und FIME Youth Beauftragter den Jugendlichen an.

Das Ergebnis

Der Langbahn GP am Abend

Nach dem Training am Freitag mit anschließendem Empfang im VIP-Zelt an der Rennbahn, hatten die GP-Piloten einen langen Tag, ehe sie wieder aufs Bike durften. Nach der 250er WM erhielten sie ein Warm up und trotz des großen Programms am Vor- und Nachmittag blieb man im Zeitplan und konnte pünktlich um 19.00 in Medias Race gehen. Allerdings entschied die FIM-Rennleitung, das Rahmenprogramm der Gespanne erst nach Heat 9 starten zu lassen. Grund war die nahende Regenfront und ab Heat 9 kann eine Wertung erfolgen.

Durch die extreme Beanspruchung der Bahn prophezeite Fahrerlager-Obmann Mario Trupkovic: „Das wird heute ein Airfence-Rennen“. Recht hatte er, denn war nur noch außen der lose Belag, auf dem sich die erfahrenen Piloten den Antrieb suchten und finden konnten. Vor allem Wildcardfahrer Michael Härtel zeigte mit Mut und Risiko, wie und wo man da außen nicht nur an den Kontrahenten vorbei ziehen sondern auch Vorschub kriegen konnte. Wahnsinn dieser Bengel, der schon in Herxheim mit der Wildcard behaftet auf dem Podest landen konnte.

Doch so wie der 17-Jährige fanden auch seine Mitstreiter immer mehr den Mut mit Überholmanövern am Rande des Wahnsinns diesen GP auf einem actionreichen sehr hohen Niveau auszutragen. Härtel kam mit 18 Punkten aus der Vorrunde und führte das Feld vor den punktgleichen Richard Hall und Erik Riss an. Beide schrieben 16 Zähler.

Diese Platzierung sollte auch am Ende Bestand haben. Laut Plan wurden die Helmfarben für die Semis noch ausgelost doch bei – wie voraus gesagt – gegen 22.00 Uhr einsetzendem Regen kam die Jury schnell zu dem Entschluss, diesen GP aus Sicherheitsgründen hier und jetzt abzubrechen. Riss übernahm durch die Absage vom verletzten Joonas Kylmäkorpi damit die Gesamtwertung, doch bleibt ihm Jannick de Jong, der mit 15 Punkten auf Rang 4 landete, mit 2 Punkten Rückstand eng auf den Fersen. Theo Pijper, der durch eine Schulterverletzung etwas eingeschränkt war, und Dimitri Berge folgten auf den Plätzen.

Nach viel Kritik zu vergangenen WM-Läufen erwischte Stephan Katt einen besseren Renntag, bei dem er den Auftaktheat sogar für sich entscheiden konnte. Hinter ihm und Josef Franc platzierte sich Kai Huckenbeck, von dem sich einige Fans nach seinem furiosen 2.Platz im letzten Jahr mehr erwartet hatten. Doch mit 9 Punkten zog sich der WM Rookie achtbar aus der Affaire. Einen weiteren Rückschlag musste hingegen Jörg Tebbe einstecken, der nach dem verkorksten Eenrum GP auch in Vechta keine Akzente setzten konnte. Ebenso wie Dirk Fabriek, der nach einem Sturz mit Berge im 2. Durchgang mit dem Reservebike nicht mehr in Fahrt kam.

Das Ergebnis

Verkürzte Gespannrennen – Leider wieder Stürze

Wie oben schon erwähnt, wurden die Läufe der Gespanne erstmal nach hinten verschoben. Es war den Fahrern aber freigestellt mit Speedway- der Langbahnreifen zu fahren. Im ersten Heat kam es Kurvenausgang gleich zu einem Sturz. Karl Keil verfuhr sich in der Startkurve und wollte nach einer Abkürzung durchs Innenfeld wieder auf die Bahn. Bei diesem Versuch wurden er und sein Beifahrer Helmut Gärtner allerdings ausgehebelt. Gärtner kam sofort ins Krankenhaus, Keil folgte später mit seinem Team. Über Gärtners Zustand wurde leider nichts bekannt, bei Keil wurde ein Schlüsselbeinbruch vermutet.

Leider blieb dieses nicht der einzige Unfall. Schlimmer erwischte es Corina Günthör im 2. Lauf. Ausgangs der Kurve befanden sich Marco Hundsrucker / Günthör hinter den führenden William Matthijssen und Sandra Mollema (sie vertrat Nathalie verletzungsbedingt) als nach einer unglücklichen Kettenreaktion Markus Venus / Markus Heiss rechts vor ihnen auftauchten und ihr Gespann quer stellten. Von hinten gab es auch noch einen Schlag und Hundsrucker / Günthör flogen durch die Luft, während Venus quer zum Innenfeld schoss.

Die sympathische Co-Pilotin kam sofort ins Krankenhaus, wo man letztendlich 3 Rippenbrüche, eine Ellenbogen-Prellung, eine Schädelprellung und HWS-Zerrung diagnostizierte, wie sie selber am folgenden Tag Speedway.org mitteilte. Nach einer Nacht zur Beobachtung durfte sie aber am Sonntag mit Bruder Thomas und Freund Patrick Lepnik die Heimreise antreten. Aber auch Marco kam nicht ganz ungeschoren davon. Die Schmerzen am linken Fuss und rechten Schienbein wird er im heimischen Bayern untersuchen lassen.

Gute Besserung an alle 4 Piloten

Natürlich brachte dieser Sturz eine Verzögerung mit sich und zu allem Übel fiel während der Behandlungsmaßnahmen auch noch das Flutlicht aus. Aber kaum auszurechnen was geschehen wäre wenn es ohne diese Verzögerung weiter gegangen wäre und das Licht während der Action auf der Bahn  ausgefallen wäre. Hätte, wenn, aber ….

Da auch die Gespannklasse vorzeitig beendet wurde und einige Teams bereits 3 Ausritte, andere erst 2 hatten, einigte man sich intern auf eine Wertung. Der schlechteste Lauf wurde bei den 3-Start-Rennen gestrichen. Mit 2 Laufsiegen durften Matthijssen / Mollema erzielten sie den 1. Platz. Auch der 2.Platz von Venus / Heiß war mit 9 Punkten  sicher. Eine Münze entschied zwischen Stefan Brandhofer mit  Daniel Eibl und Bruder Markus Brandhofer mit Michael Zapf, wer den 3. Rang einnehmen sollte. Die Münze entschied zu Gunsten von Stefan. Dennis Noordmann / Patrick Kremer sowie Achim und Christian San Milan folgten in  der Wertung. Eine offizielle Siegerehrung gab es allerdings nicht.

Die Bildergalerie